Deutschland um das Jahr 1300. Ein Land der Bauern, Handwerker und Kaufleute, der feudalen Ordnung mit Priestern und Bischöfen, Rittern und Fürsten. Scheinbar fest gefügt steht die Ordnung mit geistlichen und weltlichen Herren an der Spitze, doch werden die Miss-Stände in Klerus und Adel immer offensichtlicher.
Til Ulenspiegel, der Held des Buches, ist keineswegs der harmlos-listige Spaßmacher mit Narrenkappe. Er ist ein Schelm, aber auch ein Schänder, ein abgefeimter Ränkeschmied, berechnend wie ohne Bedacht, wehmütig liebend wie zügellos hassend – ein erschreckender, sperriger Held. Ein Spiegel für uns im Sehnen nach Geborgenheit, Anerkennung, Bewunderung und Liebe; oft im Heute lebend, als gäbe es kein Morgen.
Der Roman entwickelt die Geschichte des Landfahrers und Lotterbuben in fünf "Büchern". Jedes dieser Bücher (Akte) ist episodisch aufgebaut aus abgeschlossenen "Historien", die miteinander verwoben sind. Die fünf Akte stehen für die Lebensabschnitte des Helden von der Kindheit bis zu seinem Ableben mit Anfang 50 - gemäß Tils intellektueller Entwicklung von simplen Späßen hin zu Ränken und durchtriebenen Bubenstücken.
Die Leser sind frei, sich ihren eigenen Reim darauf zu machen, wie die Menschen untereinander und der "Held" mit seinen Mitmenschen umgeht. "Til" ist ein Buch, das neben Burleske und Albernheiten ebenso Hochmut und Fall, Niedertracht und Rache zeigt. Ulenspiegel zeigt, dass jede/r die Welt an jedem Tag ein bisschen schlechter machen kann. Oder ein bisschen besser?